
Gab es außereuropäische Kolonialreiche? Theoretisch-konzeptuelle Überlegungen am Beispiel des Qingreichs (1636-1912)
2. Jun 2025 @ 16:00 - 17:30
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Gab es außereuropäische Kolonialreiche? Theoretisch-konzeptuelle Überlegungen am Beispiel des Qingreichs (1636-1912)
Zeit: 16.00-17:30, 2. Juni 2025
Ort: KWZ 0.607, Göttingen
Vortrag: Julia C. Schneider
Abstract
Seit etwas mehr als zwei Jahrzehnten findet man in der historischen Forschung vermehrt die Konzeptualisierung des Qingreichs und anderer außereuropäischer Reiche wie des osmanischen und des russischen Reichs als Kolonialreiche. Parallel zu den europäischen imperialistischen Kolonialreichen und -staaten der frühen Neuzeit, so die These, hätten sie in eroberten Gebieten koloniale Projekte durchgeführt und Siedlungskolonialismus unterstützt.
In meinem Vortrag stelle ich diese These auf den Prüfstand, indem ich am Fall der manjurischen Qingdynastie zeige, warum der Begriff Kolonialreich und verwandte Begriffe in den Empire studies verwendet werden, was ihre Verwendung mit Postkolonialismus zu tun hat und warum sie aus meiner Sicht letztlich unzutreffend sind.
CV: Julia C. Schneider ist Professorin für Sinologie an der Universität Hamburg. Von 2019 bis 2024 war sie Lecturer bzw. Senior Lecturer für chinesische Geschichte am University College Cork (Irland). Nach einem Magister in klassischer Sinologie (Heidelberg) hat sie an den Universitäten Gent und Göttingen in Sinologie promoviert (Cotutelle).
Julia C. Schneider befasst sich vor allem mit Ideengeschichte. Ihr inhaltlicher Schwerpunkt liegt dabei auf chinesischen Diskurses zu nicht-chinesischen Gesellschaften bezüglich Nationalismus, Historiographie und Zensur, ihr zeitlicher Fokus auf der späten Kaiser- und Republikzeit sowie den Ming- und Qingdynastien. Darüberhinaus hat sie ein Interesse für die Manjuristik.