Arbeitskreis Vormoderne japanische Literatur

781px-Kiyomizudera_engi_emaki_-_Scroll2_Pic914. Treffen des Arbeitskreises Vormoderne japanische Literatur zum Thema „Literatur und Ritual“
Ostasiatisches Seminar der Universität Göttingen
(KWZ, Heinrich-Düker-Weg 14)
Fr., 27.06.2014,14:00 – So., 29.06.2014, ca.12:00
Organisation: Prof. Dr. Katja Triplett und Michaela Mross,M.A. / Anmeldung bis zum 15. Juni 2014

Wissenschaftlicher Hintergrund und Zielsetzung
Die Entstehung, Tradierung und Rezeption von Texten allgemein werden in einem großen Maß und auf sehr unterschiedliche Weisen durch Rituale geprägt. Umgekehrt haben literarische Genres bzw. von der modernen Literaturwissenschaft als “literarisch” kategorisierte Textmerkmale in ebenso vielfältiger Weise einen maßgeblichen Einfluss auf Rituale. Diese Bezogenheit von Literatur und Ritual ist in der japanologischen Forschung und insbesondere hinsichtlich literarischer Phänomene vor 1868 erst seit etwa einem Jahrzehnt in den Fokus gerückt. Insofern ist es ein dringlich zu berücksichtigendes Forschungsthema, zumal neuere kulturwissenschaftliche Ansätze der Erforschung von Ritualen vorliegen und direkt in den Diskurs über vormoderne Literatur Japans einbezogen werden können.
Um nur einige Themenfelder von besonderem Interesse zu nennen: Im engeren Bereich der Literatur ist dabei an die verschiedenen Ritualbezüge der japanischen Dichtung zu denken, ritualisierte Kommunikation durch Gedichte, ritualisiertes Dichten (u.a. wesentlich für die Kettendichtung) oder Rituale für “Dichterheilige” durch fast alle Jahrhunderte. Die großen Prosawerke aus dem höfischen Umfeld beschreiben nicht nur auffallend ausgiebig Rituale, sie verwenden selbige zudem oft als wichtige narrative Strukturierung. Die Literatur der Edo-Zeit (1603-1868) sieht parallel mit dem Aufkommen einer bürgerlichen Trägerschaft sowohl die Parodie traditioneller als auch die Schaffung neuer Legitimierungen durch Rituale. Neben literarischen Texten im engen Sinne sind auch Quellen wie religiöse oder säkulare Ritualhandbücher und Ritualtexte zu berücksichtigen. Im buddhistischen Kontext ist an Themen wie die ritualisierten Debatten zu denken, im Kontext der Theatergeschichte das Nō-Theater und seine Texte.
Die Tagung soll auch für theoretische Diskussion Raum gewähren: Von der Interperformativität (Köpping) bis zur Interritualität (Gladigow) gibt es ein reiches Feld an Ritualtheorien, die im Zusammenhang mit vormodernen japanischen literarischen Praktiken fruchtbar diskutiert werden und durchaus zu der Entwicklung neuer Ansätze auch in der Literaturwissenschaft führen können. Methodisch und theoretisch zu lösende Aufgaben der Tagung können auch die Diskussion über den Umgang und die Anwendung des Begriffs der “Ritualgrammatik” sein, die Anschluss an strukturalistische und andere text- sowie sprachorientierte Analyseformen bietet. Weiterhin kann der Zusammenhang von Literatur und Ritual mit Traditionsbildung und Formen der Tradierung ausgearbeitet und diskutiert werden, denn Ritualisierung gibt den Rahmen für Kanonbildung und Legitimierung, welche als Funktion der Tradierung zu betrachten sind. Zu diesem methodisch-theoretischen Themenkomplex gehört daher auch das “Framing” von Ritualen im Bereich literarischer Phänomene.
Da Literatur und Ritual gestaltet sind und sinnlich erfasst werden, berührt das Tagungsthema das Problem der Ästhetik. Hier sind neuere Ansätze aus der religionsästhetischen Forschung zu nennen, die sich vielfältig mit rituellen Settings und als literarisch gefassten Textmerkmalen beschäftigt und die auf der Tagung berücksichtigt werden können.

Kontakt: Michaela Mross
michaela.mross@phil.uni-goettingen.de

Weitere Informationen zum Programm hier.

Die Tagung wird fördert von
Gesellschaft für Japanforschung e.V., Japanisches Kulturinstitut Köln (Japan Foundation), Philosophische Fakultät der Universität Göttingen, Stabstelle International der Universität Göttingen, Universitätsbund Göttingen e.V.

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Picture: Wikicommons
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